Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano sagte beim Mugello im SPEEDWEEK.com-Interview, er würde 2016 gerne ein konkurrenzfähiges Kundenteam in der MotoGP-Weltmeisterschaft ausrüsten.
«Im Moment konzentrieren wir uns in erster Linie darauf, die Performance des aktuellen Motorrads zu verbessern», erklärte Romano Albesiano. «Aber ein starkes Kundenteam für 2016 wäre eine Möglichkeit für uns. Auch aus wirtschaftlichen Überlegungen könnte das sinnvoll sein. Wenn wir einen Partner oder Kunden finden, könnten wir auch für 2016 schon eine Vereinbarung schliessen. Ganz sicher. Mit vier Fahrern kannst du mehr testen und erproben als mit zwei.»
Aprilia Racing hat bisher nichts über ein Kundenteam für die nächste Saison verlauten lassen. Bisher existiert diesbezüglich keine fixe Vereinbarung. Die Vermutungen, das Power Electronics-Team von Jorge «Aspar» Martinez könne zu Aprilia zurückkehren, haben sich bisher nicht bestätigt.
Der vierfache Weltmeister Martinez verfügt seit vielen Jahren über eine enge Connection zu Aprilia. Bevor er für 2014 und 2015 in der MotoGP-Klasse auf Open-Honda wechselte (jetzt mit Nicky Hayden und Eugene Laverty unterwegs) und sich von deren Konkurrenzfähigkeit arg enttäuscht zeigte, setzte der Spanier 2012 und 2013 mit Aleix Espargaró und Randy de Puniet die Claiming-Rule-Bikes von ART-Aprilia und gewann zweimal überlegen die CRT-Wertung mit Espargaró.
Martinez spekulierte damals auch mit der Übernahme des Suzuki-Werksteams für 2014, doch die Japaner verschoben das Comeback auf 2015 und gründeten dann ein eigenes Team.
Auch in der 125er- und 250er-WM unterhielt Martinez jahrelang ein Aprilia-Team mit italienischen Werksmaschinen: Alvaro Bautista 2006, Gabor Talmacsi 2007, Julián Simón 2009 und Nico Terol 2011 gewannen in dieser Phase für «Aspar» die Achtelliter-WM.
Aber momentan deutet beim Martinez-Team viel auf eine dritte Saison mit Honda hin. HRC will Jack Miller dorthin transferieren und einen deutlichen finanziellen Beitrag dazu leisten, es wird über Factory-Bikes verhandelt.
«HRC hat uns nie gefragt, ob wir Jack Miller für 2016 nehmen würden», sagt Michael Bartholemy von Marc VDS Racing, der in der MotoGP-WM eine Factory Honda für Scott Redding einsetzt. «Deshalb gehe ich wie viele andere davon aus, dass Martinez bei Honda bleibt und Miller dort einen Platz bekommt.»
Miller fährt jetzt bei LCR-Honda, dort ist aber nach dem Ausstieg von CWM nur Geld für einen Fahrer vorhanden – und das soll 2016 Cal Crutchlow sein.
Die Mutmassung, Martinez könne für 2016 zu Aprilia zurückkehren, war nicht ganz von der Hand zu weisen. Bei Honda ist er nach Repsol, LCR und Marc VDS die Nummer 4, bei Aprilia wäre er auf Anhieb die Nr. 2 mit direkter Verbindung zu Noale und neuen Entwicklungsteilen.
Also bleibt eigentlich für 2016 nur das finanziell gebeutelte e-motion IodaRacing-Team von Giampiero Sacchi als Kundenteam für Aprilia übrig. Sacchi setzte 2012 bis zum Misano-GP Danilo Petrucci auf einer schwachbrüstigen Eigenbau-Aprilia ein, dann wechselte er bis Ende 2013 zu Suter-BMW. 2014 wollte er statt Martinez die Aprilia-Vorhut in der MotoGP-WM bilden und später das Werksteam von Aprilia bilden.
Sacchi engagierte für 2014 neben Petrucci den Engländer Leon Camier, verlor aber m Winter Sponsor Came und musste den Vertrag mit Camier stornieren. In der Moto3-WM hatte Ioda mit dem Emir-Projekt eine Menge Geld verspielt.
Zu allem Überdruss sprang vor dem Mugello-GP 2015 der neue Sponsor Octo (nach genau einem Jahr) zu Pramac ab; Alex De Angelis ist mit der alten ART-Aprilia vom Material her weit im Hintertreffen, das Ioda-Team kämpft finanziell ums Überleben. In der Moto2-WM ist Florian Alt auf der Suter noch punktelos.
Pramac und Avintia bleiben bei Ducati, Tech3 bei Yamaha, LCR und VDS machen mit Honda weiter, die Forward-Zukunft ist ungewiss, AB Motoracing wird sich zurückziehen.
Das heisst: Wenn sich Martinez wieder mit Honda einigt, bleibt für Aprilia Racing nur Ioda als mögliches Kundenteam.
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